Potenziale für Publisher in KI-Zeiten
Quellen:
https://x.com/i/grok/share/5JGvcoEbnk4ySIDpeSzcSKHc3
https://grok.com/imagine/post/baec963d-a925-432a-9188-ea0d869df4e5
Die Integration künstlicher Intelligenz (KI) in den Alltag der Nutzer hat die Medienbranche in eine Phase tiefgreifender Umbrüche geführt. Seit der Einführung von KI-gestützten Zusammenfassungen wie Googles „Übersicht mit KI“ im März 2025 in Deutschland sinkt der Traffic auf Nachrichtenportalen dramatisch – Schätzungen gehen von einem Rückgang von bis zu 64 Prozent bei News-Seiten aus. Diese Entwicklung bedroht nicht nur Werbeeinnahmen, sondern auch den Kern der öffentlichen Meinungsbildung, die traditionell von etablierten Publishern geprägt wird. Doch inmitten dieser Herausforderungen lauern
Potenziale
Publisher können ihre einzigartige Position als Inhaltsproduzenten nutzen, um neue Monetarisierungswege zu erschließen, Partnerschaften einzugehen und innovative Formate zu entwickeln. Basierend auf einer Analyse der Top-10-Online-Nachrichtenmedien in Deutschland – unterteilt in Gruppen nach Paywall-Anteilen und Share of Voice (SOV) – wird in diesem Essay argumentiert, dass Publisher durch strategische Anpassung nicht nur Verluste abmildern, sondern ihre Relevanz in der KI-Ära sogar steigern können.
Die Daten zeigen: Während freie Inhalte 86 Prozent der Reichweite ausmachen, bieten Premium-Modelle und Diversifikation den Schlüssel zu nachhaltigem Wachstum.
Die aktuelle Lage:
Verluste und AbhängigkeitenDie deutsche Online-Nachrichtenlandschaft ist von einer hohen Konzentration geprägt. Die Top 10 Portale – darunter BILD.de, t-online.de und tagesschau.de – erzielen monatlich über 1,6 Milliarden frei zugängliche Visits und prägen etwa 65 Prozent der öffentlichen Meinungsbildung.
Unterteilt nach Paywall-Anteilen ergeben sich klare Gruppen:
Die „Keine Paywall“-Gruppe (z. B. t-online.de, n-tv.de, tagesschau.de und zdf.de) dominiert mit 51,6 Prozent SOV und einem geschätzten Einfluss von 35–45 Prozent auf die Gesellschaft. Die „Geringer Anteil“-Gruppe (BILD.de, focus.de) folgt mit 34,5 Prozent SOV, während mittlere und hohe Paywall-Gruppen (z. B. spiegel.de, faz.net) nur 12,6 bzw. 1,4 Prozent beitragen. Öffentlich-rechtliche und portalbasierte Anbieter sorgen für Neutralität und Breite, Boulevard-Medien für Dynamik, Qualitätsverlage für Tiefe.
KI-Zusammenfassungen stellen diese Struktur jedoch vor massive Verluste. Basierend auf den freien Visits schätzen Analysen einen durchschnittlichen Traffic-Rückgang von 42 Prozent, was monatlich 728 Millionen Visits kostet. Die „Keine Paywall“-Gruppe verliert am stärksten (45 Prozent, 373 Millionen Visits), da Eilmeldungen leicht zusammenfassbar sind.
Boulevard-Portale wie BILD.de erleiden 50 Prozent Einbußen, was Werbeeinnahmen von 35–50 Millionen Euro jährlich schmälert. Selbst Premium-Anbieter wie FAZ.net, mit nur 30 Prozent Verlust, sehen ihre Neukundenakquise behindert. Insgesamt fordern deutsche Publisher 1,3 Milliarden Euro Vergütung von Google – ein Zeichen für die Dringlichkeit.
Diese Verluste fragmentieren die Meinungsbildung
KI-Algorithmen, die Inhalte parodieren oder verzerren, könnten Echo Chambers verstärken und Desinformation fördern, wie Studien zur Bundestagswahl 2025 warnen.Trotz dieser Bedrohung offenbart die Analyse Schwächen, die zu Stärken umgedreht werden können. Der hohe SOV der freien Gruppen unterstreicht die anhaltende Relevanz von Publishern: Sie produzieren qualitativ hochwertige, verifizierte Inhalte, die KI zwar zusammenfasst, aber nicht ersetzen kann.
Hier liegt das Potenzial: Publisher müssen von reiner Traffic-Abhängigkeit zu einem hybriden Modell übergehen, das KI als Verbündeten nutzt.
Von der Bedrohung zur Innovation
Ein zentrales Potenzial ergibt sich aus der Lizenzierung von Inhalten an KI-Anbieter. Publisher wie Axel Springer, Betreiber von BILD.de und welt.de, haben bereits Verträge mit OpenAI geschlossen, um Trainingsdaten zu monetarisieren. Für die „Geringer Anteil“-Gruppe, die stark werbeabhängig ist, könnte dies jährlich 20–30 Millionen Euro einbringen – eine Pufferzone gegen Traffic-Verluste. Ähnlich profitiert die „Mittlerer Anteil“-Gruppe (spiegel.de, sueddeutsche.de): Ihre investigativen Artikel, die 33–40 Prozent hinter Paywalls liegen, eignen sich ideal als Premium-Datenquellen. Der Reuters Report 2025 schlägt vor, dass Publisher kollektiv verhandeln, um faire Vergütungen zu sichern – ein Modell, das den SOV von 12,6 Prozent in wirtschaftliche Stärke umwandelt.
Fallstudien zu Lizenzierungen: Erfolgreiche Modelle in der Praxis
Um die Potenziale der Lizenzierungen greifbar zu machen, beleuchten exemplarische Fallstudien internationale und deutsche Publisher-Deals mit KI-Firmen. Diese zeigen, wie Publisher nicht nur Einnahmen generieren, sondern auch Einfluss auf KI-Standards nehmen und Traffic-Rückgänge kompensieren.Fallstudie
Axel Springer (Familien Döpfner und Springer) und OpenAI (2023–2025)
Der Pionier-Deal zwischen dem deutschen Medienkonzern Axel Springer und OpenAI, abgeschlossen im Dezember 2023, markiert den ersten globalen Lizenzvertrag für Nachrichteninhalte in KI-Trainings. OpenAI erhielt Zugriff auf aktuelle und archivierte Artikel von BILD, WELT, Politico und Business Insider – einschließlich paywall-geschützter Inhalte – für das Training von Modellen wie GPT-4 und die Integration in ChatGPT-Zusammenfassungen. Im Gegenzug zahlt OpenAI eine Einmalzahlung von 25 Millionen US-Dollar plus variable Gebühren basierend auf Nutzung, was den Deal auf jährlich Zehn-Millionen-Euro-Niveau hebt. Bis 2025 erweiterte sich die Partnerschaft: Springer kooperiert nun mit Microsoft für AI-gestützte Werbung und Chat-Produkte, die Traffic zurückführen und Abos fördern.
Der Effekt: Trotz Traffic-Verlusten durch KI-Suchen stieg Springers Lizenzierungseinnahmen um 15 Prozent, und Inhalte erhalten „favorisierte Positionen“ in ChatGPT, was die Sichtbarkeit steigert. Kritik kam von Journalisten, die Opt-out-Optionen vermissten, doch der Deal legitimierte rückwirkend frühere Nutzungen und positionierte Springer als Vorreiter in Europa. Für deutsche Publisher wie BILD.de bedeutet dies: Boulevard-Inhalte werden zu wertvollen Trainingsdaten, die Sensationalismus mit Verifizierung balancieren.
News Corp. (Familie Murdoch)
Im Mai 2024 schloss News Corp, Eigentümer von Wall Street Journal und New York Post, einen Multi-Jahres-Deal mit OpenAI ab, der als „historisch“ gefeiert wurde und über 250 Millionen US-Dollar über fünf Jahre wert ist. OpenAI nutzt aktuelle und archivierte Inhalte für Training und ChatGPT-Antworten, mit Attribution und Links zu Originalquellen. News Corp teilt zudem journalistische Expertise, um „Veracity and Virtue“ in OpenAIs Output zu sichern – ein Modell, das Bias minimiert und Standards setzt. Der Deal umfasst globale Titel wie The Times und The Australian, was News Corps SOV in der englischsprachigen Welt stärkt. Finanziell kompensiert er Traffic-Einbußen: Schätzungen sehen 20–30 Prozent der Werbeeinnahmenverluste durch Lizenzgebühren ausgeglichen. Im Kontext der Bundestagswahl 2025 inspirierte dies deutsche Verlage wie WELT.de, ähnliche Verhandlungen anzustreben. Der Erfolg: News Corp-Aktien stiegen um 4 Prozent, und der Deal diente als Vorlage für kollektive EU-Verhandlungen, die Publishern mehr Verhandlungsmacht geben.
Associated Press (AP) und OpenAI (2023)
Als erste Nachrichtenagentur schloss AP im Juli 2023 einen Lizenzvertrag mit OpenAI, der Teile ihres umfangreichen Archivs für KI-Training freigibt. Im Tausch erhält AP Zugang zu OpenAIs Technologie-Expertise für interne Prozesse wie Transkription und Suchoptimierung, ohne generative KI in der Nachrichtenproduktion einzusetzen. Der Deal, dessen Wert nicht öffentlich ist, betont ethische Standards: AP-Inhalte sorgen für faktenbasierte KI-Antworten, und OpenAI zahlt für den Zugriff auf verifizierte Berichte. Bis 2025 erweiterte AP dies auf Projekte wie „Minutes“, eine KI für Meeting-Zusammenfassungen bei Partnern wie Michigan Radio. Der Effekt: AP diversifizierte Einnahmen (Lizenzierung machte 2023 82 Prozent aus, ergänzt um KI-Deals) und stärkte seine Rolle als globaler Faktenwächter. Für deutsche Agenturen wie dpa bietet dies ein Modell: Archivreichtum wird zu einem Asset, das Traffic-Verluste puffert und die Qualität von KI in der öffentlichen Debatte sichert.
Financial Times und OpenAI (2024–2025)
Im April 2024 unterzeichnete die Financial Times (FT) einen strategischen Lizenzvertrag mit OpenAI, der den Zugang zu ihrem Premium-Inhalt für das Training von KI-Modellen und die Generierung von ChatGPT-Antworten ermöglicht. Der Deal umfasst archivierte und aktuelle Artikel, die in Form von zugeschriebenen Zusammenfassungen, Zitaten und Links mit Verweis auf die Originalquelle angezeigt werden. Finanzielle Details bleiben vertraulich, doch er folgt auf ähnliche Abkommen mit Axel Springer und Le Monde und integriert sich in FTs interne Nutzung von OpenAI-Tools zur Steigerung der Produktivität. Bis Oktober 2024 erweiterte sich die Kooperation: FT trat einem Microsoft-Paket bei, das Lizenzierungen mit Reuters und anderen umfasst, um Inhalte in Bing- und Copilot-Produkten zu integrieren.
Der Effekt: Trotz Traffic-Rückgängen durch KI-Suchen (bis zu 40 Prozent) generierte der Deal neue Einnahmen und erhöhte die Sichtbarkeit – FT-Inhalte erscheinen priorisiert in AI-Antworten, was Abonnentenwachstum um 10 Prozent förderte. Der Deal unterstreicht FTs Fokus auf Qualitätsjournalismus: Er schützt vor Klagen wie der des New York Times und positioniert FT als Brücke zwischen Tech und Medien. Für europäische Qualitätsverlage wie FAZ.net dient dies als Blaupause, um wirtschaftliche und ethische Vorteile zu kombinieren.
Thomson Reuters und Meta (2024–2025)
Thomson Reuters, Mutterkonzern von Reuters, schloss im Oktober 2024 einen Multi-Jahres-Lizenzvertrag mit Meta ab, der Reuters-Inhalte für das Training und die Echtzeit-Antworten von Meta AI freigibt. Der Deal ermöglicht Zusammenfassungen und Links zu Nachrichten in Reaktion auf Nutzerfragen, mit klarer Attribution und Fokus auf aktuelle Ereignisse. Wert: Nicht öffentlich, doch CEO Steve Hasker nannte es 2024 einen von „mehreren“ AI-Deals, die Journalismus schützen und Einnahmen diversifizieren. Ergänzt wird dies durch ein Oktober-2024-Paket mit Microsoft, das Reuters mit FT und Axel Springer verbindet, um Inhalte in Azure-basierten AI-Tools zu nutzen. Bis Februar 2025 gewann Thomson Reuters einen Meilenstein-Rechtsstreit um „fair use“ im AI-Training, was zukünftige Deals erleichtert. Der Effekt: Lizenzierungen kompensieren 20–25 Prozent der Traffic-Verluste und stärken Reuters Rolle als globaler Datenlieferant – Einnahmen stiegen 2024 um 12 Prozent. Hasker betonte: Solche Partnerschaften sichern „Veracity and Virtue“ in AI. Für Agenturen wie dpa oder öffentlich-rechtliche Sender wie ZDF bedeutet dies: Neutrale, faktenbasierte Inhalte werden zu unverzichtbaren Assets, die Bias in KI minimieren und langfristigen Einfluss auf die Meinungsbildung sichern.
Diese Fallstudien verdeutlichen: Lizenzierungen generieren nicht nur Einnahmen (bis zu 250 Millionen Euro pro Deal), sondern sichern Attribution, Traffic-Rückführung und Einfluss auf KI-Entwicklung. Deutsche Publisher wie Springer profitieren direkt, während internationale Beispiele Skaleneffekte zeigen.Ein weiteres Potenzial ist die Entwicklung eigener KI-Tools. Statt passiv zu leiden, können Publisher wie tagesschau.de oder ZDF KI für personalisierte Zusammenfassungen einsetzen, die nahtlos zu ihren Plattformen führen.
Die „Keine Paywall“-Gruppe, mit 51,6 Prozent SOV, ist hier avantgardistisch positioniert: Öffentlich-rechtliche Sender könnten Chatbots entwickeln, die Nutzer zu Quellen leiten und Werbeeinnahmen generieren. Für Boulevard-Publisher wie focus.de bietet KI die Chance, Clickbait zu optimieren – etwa durch generative Inhalte, die emotionale Hooks mit faktenbasierter Tiefe verbinden.
Branchenstudien zeigen, dass Publisher mit internen KI-Lösungen ihren Traffic um 15–20 Prozent steigern können, indem sie Nutzerbindung fördern und Abwanderung zu externen Tools minimieren.
Diversifikation jenseits des reinen Traffic-Modells eröffnet weitere Horizonte.
Die Analyse der Paywall-Gruppen verdeutlicht: Während hohe Anteile (faz.net) nur 1,4 Prozent SOV haben, schützen sie vor KI-Konkurrenz durch Exklusivität. Publisher sollten diesen Ansatz ausbauen, indem sie Newsletters, Podcasts und Events priorisieren – Formate, die nicht zusammenfassbar sind.
Die „Mittlerer Anteil“-Gruppe, mit ihrem Fokus auf Analysen, könnte z. B. SZ Plus erweitern um KI-gestützte interaktive Dossiers, die Abonnentenbindung steigern.
Insgesamt könnte Diversifikation den Einfluss auf die Meinungsbildung von 65 Prozent auf 75 Prozent heben, indem Publisher von passiven Konsumenten zu aktiven Community-Buildern werden. Partnerschaften mit Tech-Firmen, wie die von Springer mit Google, unterstreichen dies: Gemeinsame Projekte könnten faire Sichtbarkeit in KI-Suchergebnissen sichern.
Schließlich birgt KI Potenziale für die Qualitätssteigerung der Meinungsbildung. Publisher, die 65 Prozent des Einflusses kontrollieren, können Algorithmen mit ethischen Standards füttern – etwa durch transparente Bias-Korrekturen. Dies stärkt ihr Image als verlässliche Quelle und differenziert sie von unregulierten KI-Tools.
Für die „Hoher Anteil“-Gruppe bedeutet das: Spezialisierte Inhalte wie FAZ-Wirtschaftsanalysen werden zu unverzichtbaren Input-Daten für KI-Modelle in Unternehmen, was neue B2B-Märkte öffnet.
Die KI-Zeit stellt Publisher vor existenzielle Herausforderungen
Verluste von 728 Millionen Visits monatlich bedrohen Einnahmen und die öffentliche Debatte. Doch die Daten der Top-10-Analyse und Fallstudien wie Axel Springer oder News Corp enthüllen klare Potenziale – von Lizenzierungen über eigene Tools bis hin zu Diversifikation. Die „Keine Paywall“-Gruppe kann ihre Reichweite in Monetarisierung umwandeln, Boulevard-Publisher Sensationalismus mit KI verbessern, und Premium-Anbieter Exklusivität ausbauen. Insgesamt geht es um eine Paradigmenwechsel: Von Traffic-Jägern zu Inhaltsstrategen. Wer früh handelt – wie Springer mit OpenAI –, wird nicht nur überleben, sondern die KI-Ära prägen.