Sphären
Es war einmal ein Pirat. Der diente auf vielen Schiffen. Auf manchen war es schöner als auf anderen, aber immer war es interessant. Auf seiner letzten Reise stürzte er ab auf einem ihm fremden Planeten. Seine Beine waren zertrümmert, sein linker Arm ein blutiger Fetzen. Er zog sich mit seinem rechten Arm aus den Trümmern des Schiffes und kroch, eine blutige Spur hinterlassend, zu den Hügeln an dessen Rand sein Schiff aufgeschlagen war. In einer Höhle suchte er Schutz. Dort war nur ein Droide, der die Höhle bewachte. Keiner weiss, warum der Droide dies tat. Vielleicht hatte er keinen Zweck und war dort - nachdem er sich verlaufen hatte - einfach geblieben und da er ein Wachdroide war, tat er wie er programmiert war. Der Pirat erzählte dem Droiden seine Geschichte. Und Geschichten, die dem Piraten wohl einmal erzählt worden waren. Der Droide wird irgendwann entdeckt werden von den Häschern der 7. So wie alles irgendwann von ihnen entdeckt wird. Deshalb erfahren wir von den fast lichtschnellen Reisen des Lucius in Pablos Körperkopien und von den Schwierigkeiten, nach solchen Reisen in den eigenen Körper zurück zu kehren.
Wir hören so auch von den Erlebnissen eines anderen, vor kurzem erst neu gewonnen Piraten, der an Bord eines bequemen, von Technikern bestens gewarteten Schiffes lebt. Zuvor hatte er - noch als Dorfbewohner - einen jungen Piraten verschont und nicht getötet, wie es die Regeln seines Dorfes eigentlich vorsehen. Wir lernen viel über die Drogen, welche die Piraten zu dem machen, was sie sind und über die Rolle der Sklaven.
Wir hören über die Schlüsselszene, in der ein sterbender Pablo (eigentlich Lucius im Leihkörper) dem neuen - barmherzigen - Piraten etwas verkündet. Es ist Ritus bei den Piraten, einem sterbenden Gegner zu zu sehen, wie er leidet, ihn auf keinen Fall zu erlösen. Doch Pablo bittet darum, einen schnelleren Tod zu erhalten und als der Pirat daran geht, ihn zu erstechen, verlässt Lucius notgedrungen den geschundenen Körper. Pablo ist verwirrt und fragt "Vater? Bruder? Warum verlässt Du mich jetzt, wo ich doch sterben muss?" Lucius flüstert es nur in Pablos Geist, tröstet ihn mit sanften Worten und sagt ihm, dass er wiederkomme und ein gesunder Körper auf ihn bereits warte.
Als dieser Pirat schließlich gefangen genommen wird, erzählt dieser diese Geschichte unter Folter den Religiösen unter vielen Ausschmückungen, um die Folter zu überstehen, sie hinauszuzögern. Doch er erzählt eine falsche Geschichte. Denn Pablo war durch den Absturz seines Raumschiffes so beschädigt, dass er von dem im Geiste anwesenden Lucius als Vater sprach, der zugleich ein Bruder zu ihm ist. Es sind die vielen Facetten ihrer Freundschaft, die dazu führen.
Die Folterer interpretieren viele dieser Aussagen religiös und damit falsch. Die erweiterte Religion verehrt nun einen menschenähnlichen Gott, der vom Himmel fiel, von Piraten gefoltert wurde, an einem Baum blutüberströmt mit gebrochenen Gliedmaßen hängend. Der wiederkommen wird in einem heilen Körper und mit seinem Vater und seinem Bruder.
Die wiederholten Sichtungen von Pablos Zweitkörpern auf verschiedenen Planeten und Raumstationen zu gleicher Zeit wurden als Beleg für die Richtigkeit der Religion gesehen, dabei ist es nur Lucius seine fast lichtschnellen Reisen, ermöglicht durch Pablos Kopien.
Die 7 werden fast wahnsinnig als sie diesen Zusammenhang nach Lucius Flucht entdecken. Sie benötigen Jahrhunderte, um alle Spuren so gut zu verwischen, dass kein bedeutender Wissenschaftler darauf kommen konnte, Studenten hingegen, die darüber stolperten, brachten sie unauffällig um. Den Droiden zerstörten sie durch ein Bad in Säure, aber er hatte seine Geschichte schon weiter erzählt. Sein einziger Schüler, der die Verfolgungen überlebte, schmuggelte stark verschlüsselt das Wissen des Piraten in Bücher, die nicht Teil der großen Sammlungen werden konnten. Damit waren sie fast sicher vor Vernichtung.
Pablo sagten sie nichts davon, weil sie seinen Zorn fürchteten. Und Lucius steigerte die Zahl und Intensität seiner Sichtungen absichtlich, um von seiner Flucht in die Sphäre bei Proxima Centauri abzulenken.
Das hoch entwickelte Leben im Universum konzentriert sich fast ausschließlich in künstlichen langzeitstabilen unfindbaren Sphären konzentriert. Keine andere Organisationsform ist über Milliarden Jahre stabil genug. Immer wieder entsteht jedoch ein kurzes ein paar tausend Jahre aufflackerndes Netz von planetengebundenen Hochkulturen, die aber durch Naturkatastrophen und Kriege immer wieder untergehen oder in sehr seltenen Fällen rechtzeitig den Entwicklungsschritt zum Bau einer Sphäre gehen. Das ist vernünftig. Um den Ursprung des Lebens nicht zu vergessen und um das Glück zu feiern, lange genug überlebt zu haben und vernünftig genug gewesen zu sein, überleben zu können, wird der planetengebundene Ursprung in umfassenden Simulationen direkt erlebbar gemacht. Diese Simulationen dienen auch dem Ausleben der Instinkte, die dem Überleben im Weg stehen, damit die Sphären selbst rein davon bleiben können. Manchmal greifen die Sphärenbewohner aktiv in das physische Universum außerhalb ein, um ihre Heimatregionen zu beschützen oder aus reinem Spaß.
Lucius' Entdeckungen führen zu seiner Aufnahme in eine Sphäre, die erst wenige Millionen Jahre existiert und sich noch entwickelt. In dieser frühen Phase sind die Sphären noch offen für Neuankömmlinge und ihre Ideen. Lucius Sehnsucht nach Pablo wird dort noch als lässliche Sünde gesehen, aber nicht mehr wirklich verstanden. Lucius sieht sich als Wanderer zwischen diesen Welten der perfekten Sphärenbewohner, den Droiden und den Menschen. Er schreibt nun die Verse, die er über viele Umwege an Pablo schickt. Dieser antwortet auf gleichem Weg und dieser Austausch von Gedichten wird über viele tausend Jahre ihre einzige Beziehung sein. Um sie zu unterhalten erzählt Lucius den Sphärenbewohnern sein Leben und viele unwahre Geschichten. Seine Einschaltquoten gehen in die Milliarden.
Sie verweigern ihm jedoch eine konkrete Beschreibung der Sphäre, in der er nun lebt, eine Vorsichtsmaßnahme. Denn auch die härteste Nuss kann man knacken, mit dem richtigen Werkzeug. Deshalb sei hier auf eine Beschreibung verwiesen aus einer anderen Quelle. Eine Sphäre ist demnach immer umgeben von einem Kugelnetz Schwarzer Löcher, die rundherum alle Strahlung abschirmen. Weiter innen folgen Dunkelwolken als weitere Sicherheitsmaßnahme. Dann Detektordroiden und erst danach künstliche Bauten so groß, dass in Teilbereiche ganze Sonnensysteme Platz finden. Diese werden entweder mitgeführt oder unterwegs eingefangen und dann auch systematisch optimiert, damit die Evolution dort positiv beschleunigt wird. Diese Welten dienen der Forschung und der Entspannung für verdiente Sphärenbewohner, deren Grenznutzen erreicht wurde. Damit kann die übliche Flucht in den ewigen Traumschlaf der virtuellen Existenzen verzögert, die Arbeitsmoral zudem insgesamt gesteigert werden.
Eine wichtige Rolle der Sphären ist zudem die Kontrolle der Zeitreisen - alle wesentlichen stabilen Einstiegspunkte sind durch Sphären umschlossen. Es tun sich aber immer wieder neue Einstiegspunkte auf, so dass man nie sicher sein kann, dass nicht doch noch größere Zeitbeben auftreten.
Eine weitere Rolle der Sphären ist die Bewahrung des Lebens und des Wissens über die Phase der Kontraktion der Raumzeit hinaus. Ohne die Sphären würde alles verloren gehen und bei einem neuen Urknall alles von vorne beginnen müssen. Manche Bewohner träumen von so einem Neuanfang.