Raum für Gedanken

Auf dem nächsten Blatt stand: “Er wagte kaum zu atmen. Doch die Luft in dem Raum, der kaum größer als 3 Quadratmeter sein konnte war frisch, geruchsfrei, was nach dem Schwelbrandgestank der zerstörten Stadt und dem Verwesungsgeruch des Waldes eine Erholung für seine Sinne war. Er blieb einfach stehen, vielleicht fünf Minuten, vielleicht zehn, er wusste es nicht. Dann begann langsam und dann schneller werdend ein Licht die Wände zu erleuchten bis es ganz hell war, so dass er den Raum besichtigen konnte. Bis auf eine Tür genau gegenüber zum Eingang war er leer und absolut sauber. Selbst die Schmutzspuren, die er beim Eintreten hinterlassen haben musste, waren verschwunden. Er schaute sich seine Schuhe von unten an und sah, dass sie sauber waren – genau so weit, wie sie den Boden berührt hatten. Er legte eine Handfläche auf den Boden und ein Kribbeln erfüllte ihn, dann war seine Hand sauber. Er zog sich aus und wälzte sich auf dem Boden, es kribbelte und sein Körper war sauber, selbst seine Haare. Er legte seine Kleidung so hin, innen und außen, dass sie sauber wurde und zog sie wieder an. So gut hatte er sich seit Jahren nicht mehr gefühlt. Bevor er sich Gedanken machen konnte, wie es nun weiter ginge, glimmte ein Licht an der Tür, die nach Innen führen musste. Er näherte sich der Tür und sie öffnete sich. Er trat hindurch in einen weiteren dunklen Raum, der allerdings durch das Licht des Vorraums etwas erhellt wurde, bevor sich die Tür hinter ihm schloss. Er atmete schneller als zuvor, weil er Hoffnung hatte, dass sich nun sein Leben zum Besseren wenden würde, danach suchte Watson schon so lange. Die Luft in dem Raum, der ungefähr 5 Quadratmeter sein konnte war aromatisch, es roch nach gesundem Wald und es wehte darin eine leichte Brise. Eine Erinnerung aus seiner Kindheit drängte sich ihm auf, es war eine Zeit, als er Beeren sammeln ging, damit sie einen Nachtisch bereiten konnten. Eine Zeit der geregelten wenn auch einfachen Mahlzeiten, als seine Eltern und Geschwister noch lebten. Er blieb einfach stehen, vielleicht zehn Minuten und genoss einfach den Raum und seine Erinnerungen. Als erst langsam und dann immer schneller ein Licht die Wände zu erleuchten begann, bis es ganz hell war, seufzte er, fast traurig. Bis auf eine Tür genau gegenüber zum Eingang war er leer. Die Wände, die Decke, der Boden waren mit einem holzähnlichen Material ausgekleidet, das sich aber beim Anfassen als Kunststoff erwies. Es war nicht rein glatt, sondern imitierte die Struktur von Hartholz, es kam sehr nahe an Ahorn heran. Er erschrak zutiefst als auf einmal aus dem Boden in einer Ecke des Raumes ein Quader nach oben wuchs, gerade eben hatte er noch keine Kante im Boden an dieser Stelle gesehen. Er verstand jedoch und blieb dieser Ecke erst einmal fern. Es wuchs noch ein Quader hervor, ein kleinerer, der nicht ganz so hoch wuchs. Er setzte sich auf den kleineren Quader. Ihm gegenüber wuchs ein weiterer kleiner Quader aus dem Boden und nun konnte er es sehen, der Boden veränderte sich erst, so dass er durchlässig wurde und der Quader kam aus dem Raum unter dem Boden. Er wuchs also nicht, sondern er wurde hochgefahren. Er dachte „Das ist ein Tisch mit zwei Sitzen, für wen ist wohl der zweite?“ Er wartete geduldig. Dann öffnete sich die Tür hinter ihm und er drehte sich nicht um, obwohl sich seine Nackenhaare aufstellten und er einen neuen Geruch wahrnahm, etwas was er sehr lange nicht mehr gerochen hatte. Es war das herbe und doch auch süßliche Duften nach einem Deodorant für Männer. Eines, das er als Jugendlicher selbst benutzt hatte, deshalb kannte er den Geruch.”